Was ist Verbundsicherheitsglas? Ganz grob gesagt besteht sogenanntes Verbundsicherheitsglas (VSG) aus mindestens zwei Glasscheiben – Floatglas, Ornamentglas etc. –, die durch eine dehnbare, reißfeste Hochpolymerfolie, die oft aus Polyvinylbutyral (PVB-Folie) oder Sentryglas plus ist, zusammengehalten werden. Diese Folie sorgt dafür, dass Glassplitter bei einer Beschädigung nicht einfach herunterfallen, sondern an dieser haften bleiben.
Allgemein
Verbundsicherheitsglas VSG - Sicherheit auf allen Ebenen
Eigenschaften
Was versteht man eigentlich als Normalverbraucher unter VSG?
Was genau Verbundsicherheitsglas ist, ist laut Bauregelliste B, Teil 1, ganz klar geregelt. Wie eben bereits beschrieben ist es eine Grundvoraussetzung, dass dieses Glas aus mindestens zwei Scheiben besteht, die durch eine haftende, organische Zwischenschicht voneinander getrennt werden und somit im Verbund eine Scheibe bilden. Diese Verarbeitung optimiert die physikalischen Eigenschaften des Glases und macht es so für ganz neue Gebiete einsetzbar und praktikabel – so zum Beispiel bei Sicherheitsverglasungen, Fahrzeuggläsern und Schallschutzgläsern. Der Unterschied zum normalen Verbundglas (VG) ist der Pendelschlagversuch gemäß DIN EN 12600 und die Werte der Zwischenschicht – aber dazu später nochmal ein bisschen mehr!
Technische Daten
Bezeichnung | VSG, allgemein Verbundglas |
Basisprodukte | ESG, TVG, Floatglas, Weissglas, Ornamentglas, Spiegel |
Gewicht / Dichte: | 2,5 kg / m² * mm |
Lieferbar Dicken | Von ca. 7mm bis 31mm |
Dickentoleranz | allgemein ± 0,8 |
max. Größe | 2250 mm x 3180mm |
Biegezugfestigkeit: | 20 N/mm² |
Ausdehnung | 9 x 10-6/K |
Temperaturbeständigkeit | 40 K |
Härte nach Mohs | 5-6 |
Weitere Informationen
Was macht das VSG so beliebt?
Aber wo genau liegt der Vorteil von Verbundsicherheitsgläsern? Um es schon mal in einem Satz festzuhalten: Durch seine Resttragfähigkeit kann es auch in Sektoren eingesetzt werden, wo Menschen in Gefahr wären, wenn ein normales Floatglas zu Bruch geht. Das hat mit dem „Bruchverhalten“ des VSG zu tun, denn dieses bildet eine spinnennetzartige Struktur von Glassplittern, die aber an der Zwischenschicht haften bleiben und nicht herunterfallen. Die Scheibe als solche bleibt in einem deformierten und nicht mehr ganz so durchsichtigen Zustand erhalten und bricht nicht in hunderte, gefährliche bzw. scharfkantige Einzelteile auseinander. Übrigens kann man ein VSG entweder durch eine Färbung des Glases oder der Zwischenschichte einfärben und tönen.
Design technisch sind ebenso keine Grenzen gesetzt, denn durch das Einsetzen von Folien in verschiedenen Farben und auch unterschiedlichen Glasarten, können auch optisch beinahe Unikate geschaffen werden. Besonders gerne verwendet wird Ornamentglas Chinchilla, was sich auch zu VSG weiterverarbeiten lässt und auf Grund der verbesserten Lichtstreuung des Ornamentglases gegenüber dem Floatglas klare Vorteile mit sich bringt. Die organische Zwischenschicht kann von transparent bis blickdicht und durchscheinend bis verfärbt geartet sein.
Verbundglas
Unterschied Verbundglas und VSG
Wie Sie bereits gelesen haben ist Verbundsicherheitsglas nicht gleichzusetzen mit dem Verbundglas. Die Folie muss ganz bestimmten Anforderungen standhalten. Beispielsweise Zwischenschichten wie Gießharz erfüllen nicht die Ansprüche an VSG und müssen deshalb Verbundgläsern zugeordnet werden. Durch die Resttragfähigkeit von VSG soll das Risiko durch Schnitt- oder Stichverletzungen minimiert werden.
Unterschied
Vergleich zwischen VSG und ESG
Der wichtigste Unterschied ist die erhöhte Resttragfähigkeit von VSG gegenüber dem ESG, was dazu führt, dass ein höherer Schutz von Personen und Gütern gewährleistet werden kann. Trotzdem ist die Verletzungsgefahr bei einer Einscheibensicherheitsverglasung nicht allzu hoch, da die Splitter klein und stumpfkantig sind.
Anwendung
Wo also kann man das Verbundsicherheitsglas einsetzen?
Im Gegensatz zum normalen Floatglas eignet sich VSG perfekt, um es auch im Überkopfbereich einzusetzen, da es ja nicht in großen, gefährlichen Stücken – bei einem denkbaren Bruch – herabfallen könnte. Da, wo das Einscheibensicherheitsglas an seine Grenzen stößt, nämlich bei Anwendungen, die vor einem möglichen Absturz sichern sollen (Balkon etc.), kann das Verbundsicherheitsglas eingesetzt werden. Denn sogar, wenn eine Person direkt in die Scheibe hineinfallen sollte, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass er sie einfach durchbricht – da die Resttragfähigkeit hoch ist (auch bei einem Bruch). Wird das richtige Glaserzeugnis gewählt, so kann man es auch für Schaufenster oder Türen verwenden, weil es auch für Diebe kaum zu durchbrechen ist, weshalb es Einbrecher schwer haben. Tatsächlich sitzen die meisten von Ihnen wahrscheinlich täglich vor einer solchen Scheibe: eigentlich alle Windschutzscheiben in Autos sind aus diesem Glas gefertigt. Selbst in der Innenarchitektur, wenn es mal ausgefallen wird, kann man VSG als Boden einsetzen, wobei dann aber eine mindestens dreifache Verglasung realisiert werden muss, da die oberste Schicht eine „Abnutzschicht“ ist, die weniger statische Relevanz hat. Außerdem muss die oberste Scheibe so mit beispielsweise einem Sandstrahler, durch Siebdruck oder per Lasergravur bearbeitet werden, dass die Gefahr auszurutschen deutlich minimiert ist.

VSG – geeignet als Überkopfverglasung

VSG – Absturzsicherung

VSG – ballwurfsichere Verglasung

VSG – durchbruchhemmende Verglasung

VSG – Sonnenschutzverglasung

VSG – Schallschutzverglasung

VSG – Durchschusshemmende Verglasung
Weitere Einsatzmöglichkeiten sind zu Hauf denkbar, da man durch den Einsatz verschiedenster Folien und Glasarten ganz unterschiedliche Eigenschaften hervorrufen kann, die man an sein Vorhaben anpassen kann.
ZEICHENTOOL
Zeichenmodule "Glas"
Das Zeichenmodul „Glas“ ermöglicht, einfach Stücklisten für Montage und Handel zu erstellen. Glasart und Kantenbearbeitung können dabei individuell gewählt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, Glasbranchen übliche Glasbearbeitungen individuell hinzuzufügen.
Sicherheit
Der wichtige Sicherheitsaspekt
Je nachdem, welche Ausführung des VSG man ordert, können unterschiedlichste Fähigkeiten kombiniert werden. Alle gemein haben sie aber, dass sie bei einem Bruch an sich als Verbund noch bestehen bleiben und nur die spinnennetzartige Bruchstruktur aufweisen. Konkret kann Verbundsicherheitsglas durchwurfhemmend, absturzsicher, durchbruchhemmend, überkopfverglasungsgeeignet, durchschusshemmend, wärmeschützend, sprengwirkungshemmend, vor Sonne schützend, brandschutzwirkend und schallabweisend sein.
Man unterscheidet übrigens zwischen aktiver und passiver Sicherheit. Unter dem Ersten versteht man, dass das Glas vor gewissen Tätigkeiten geschützt ist, welche ihm widerfahren könnten. Zum Beispiel, dass es nicht ohne weiteres möglich ist, es einzuschlagen oder einzuwerfen – das ist übrigens durch die Klassifizierung angriffhemmender Verglasungen nach DIN EN 356 geregelt. Auch hemmen sie den Beschuss durch Feuerwaffen, mindern bzw. sind resistent bis zu einer gewissen Grenze gegen Explosionsdruck. Es gibt bei der aktiven Sicherheit auch bestimmte Anforderungen an absturzsichernde Verglasungen (DIN 18008 Teil 4). Unter der passiven Sicherheit versteht man den Grad, in dem die Verglasung Dritte vor Verletzungen schützt. Solche verletzungshemmende Verglasung kommt vor allem bei Brüstungen, Dachgläsern, Tischplatten und auch Windfängern zum Einsatz.
Information
Wussten Sie schon?
Die polymere Zwischenschicht (PVB-Folie) sorgt dafür, dass VSG beinahe keine UV-Strahlung durchlässt. Das bedeutet, dass man hinter einer solchen Scheibe zwar nicht braun werden kann, aber auch weniger schnell einen Sonnenbrand bekommt! Da UV-Strahlung auch für die Bildung von Vitamin D3 verantwortlich ist, sollten Sie also auch, wenn Sie am Fenster sitzen, auf Ihre tägliche „Outdoor-Aktivität“ nicht verzichten.
Produktion
Herstellung von Verbundsicherheitsglas
Für den Vorverbund werden die Einzelscheiben mit der Folie zu einem Element zusammengelegt. In einem klimatisierten und völlig reinen Raum werden diese dann in einen Heiztunnel geschoben, wo Infrarot-Strahlen es auf circa 35 Grad Celsius erwärmen. Danach presst ein Gummiwalzenpaar beinahe alle Luft aus dem Zwischenraum. Dieser Vorgang wird nach einem Erwärmen auf 60 bis 70 Grad Celsius nochmal wiederholt, was dazu führt, dass die beiden Einzelscheiben und die Folie nicht mehr voneinander getrennt werden können. Autoklaven oder ein Vakuumsack bei 170 Grad Celsius und zehn bis 12 Bar Druck sorgen dafür, dass der endgültige Verbund entsteht. Wie lange „laminiert“ wird, hängt vom Aufbau des VSG ab.
Pflege
Reinigung von VSG Glas
Am besten lesen Sie sich hier den Punkt „Pflege“ im Artikel zum Floatglas durch. Hier gibt es nämlich eigentlich keinen Unterschied und man will ja Redundanz vermeiden, wo es geht!
WEITERE INFORMATIONEN
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Ein Überblick über die verschiedenen Glasarten
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